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Wir stecken hinter den Gemüse-Flyern - Sächsische Zeitung

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Kleine Zettel große Wirkung. Haustürlieferungen mit polnischem Obst und Gemüse, so wird es seit etwa drei Wochen auf einer Werbung angeboten, die in Görlitzer Briefkästen steckt. Was steckt dahinter?

Gerhard Heidig ist einer der Adressaten der Werbung. Er sieht die Botschaft darauf durchaus skeptisch. "Gar nichts gegen Lieferdienste aus Polen", sagt der Königshufener. Aber er hätte dann schon gern gewusst, wer genau der Anbieter ist, ob er hier in Deutschland Steuern zahlt und ob das Obst und Gemüse, so wie es in der Werbung heißt, tatsächlich von regionalen Anbietern kommt. "Man ist ja heutzutage etwas misstrauisch", sagt der frühere Gewerkschafter. Verständliche Bedenken. Immerhin ist auf dem Flyer nur eine Handynummer angegeben, keine Firma oder Ähnliches.

Skeptisch gegenüber Werbezetteln

Die SZ hat sich auf Spurensuche begeben. Die Fährte führt über die Neiße. Dass es solche Bedenken in Görlitz gibt,  lässt Piotr Palys die Augenbrauen hochziehen. "Da müssen wir unseren Flyer wohl noch etwas nacharbeiten", sagt er. Gemeinsam mit seiner Frau Katarzyna steckt er hinter den Werbezetteln in Görlitz. Die beiden kommen aus Zgorzelec. Sie haben sich hier kennen- und lieben gelernt, haben zwei Söhne - zehn und elf Jahre alt.

Mit solchen Flyern wirbt das Ehepaar aus Polen derzeit in Görlitz.
Mit solchen Flyern wirbt das Ehepaar aus Polen derzeit in Görlitz. © privat

Piotr  geht auch ans Telefon, wenn man seine Nummer für Bestellungen anruft. Er spricht fließend Deutsch. Piotr Palys hat studiert, unter anderem Landwirtschaft, in Warschau und Jelenja Gora. Und er fährt auch die Obst- und Gemüselieferungen aus, die ihm per Telefon eintrudeln. "Ich liefere vor allem am Donnerstag aus. Ich weiß, das ist ein Einkaufstag für die Deutschen", schmunzelt der 37-Jährige.

Obst und Gemüse von regionalen Anbietern aus Polen - so steht es auf der Werbung. Und wie kamen die Palys eigentlich auf die Idee eines derartigen Angebotes? Katarzyna Palys ist eigentlich in der Gastronomie beschäftigt. Corona hatte ihren Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Heute beschäftigt sich die 39-Jährige mit Catering für Hochzeiten, Vereine, privat. "Nichts,  was mit großer Party oder so zusammenhängt. Eher die elegante Art", sagt sie.

Markt in Zgorzelec war Ausgangspunkt

Katarzyna Palys ist sehr auf die Ernährung ihrer Familie bedacht. Gesundheit steht bei ihr im Vordergrund. Ökologisch muss es sein, klar, aus der Region, vom Bauern. Deshalb besucht sie regelmäßig den kleinen Naturmarkt in Zgorzelec. Dort hat sie festgestellt: Viele Deutsche kommen hierher zum Einkaufen. Und die sind auch nicht immer unbedingt vom jüngsten Semester, kommen auch schon mal mit Rollator.

Daraufhin habe er sich die Entwicklung des Alters der Görlitzer Bevölkerung angeschaut, sagt Piotr Palys.  "Ältere Menschen haben möglicherweise keine Möglichkeit, sich mit frischem Obst und Gemüse zu versorgen", sagt er. An der Stelle setzt die Geschäftsidee an. Es gebe einen Markt dafür, ist der Zgorzelecer überzeugt.

Seine Frau Katarzyna hat derweil Kontakte zu Händlern und damit zu Landwirten aufgebaut. Die Ware, sagen die Palys, komme aus Niederschlesien bis ins Lebuser Land. Geliefert wird nur nach Deutschland, derzeit nach Görlitz. Aber Piotr Palys hat Ideen, wie das kleine Familienunternehmen wachsen kann. Flyer in Briefkästen in Richtung Niesky, das ist das nächste Ziel.

Zufriedene Kunden in Görlitz

Momentan ist Obst- und Gemüsehauptsaison. Wie sieht es dann im Herbst und Winter aus? "Darüber mache ich mir gerade Gedanken", sagt Piotr Palys. Es gebe eine Gurkenart, die bei Deutschen sehr beliebt sei. Und natürlich Kraut und Kartoffeln. Einen Wunschzettel für die "Grünen Boxen", die das Zgorzelecer Ehepaar ausliefert,  gibt es nicht. "Das würde unsere Kapazität deutlich überschreiten", sagt Piotr Palys. Andererseits denkt das Gemüse-Start-Up auch über eine Erweiterung der Mitarbeiterzahl nach. Bisher sind nur Katarzyna und Piotr am Arbeiten für den Lieferdienst. "Aber wenn es weiter gut läuft: Vielleicht können wir in Zukunft weitere Leute beschäftigen", sagt Piotr Palys.

Mit der bisherigen Resonanz der Görlitzer ist er überaus zufrieden. "Wer einmal bestellt hat, tut es auch meist wieder", schildert Piotr Palys. In der Firma ist seine Frau Katarzyna die Chefin. Das Gewerbe ist in Deutschland registriert. Das Landratsamt Görlitz sieht kein Problem mit dem Lieferdienst. Es handele sich um eine Frage des "Binnenmarktes innerhalb der Europäischen Union". Freier Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital ist damit gewährleistet.

Piotr Palys denkt derweil über ein erweitertes Geschäftsmodell nach, ein Abo für Lieferungen. "Aber leider. Da sind die deutschen Kunden etwas skeptisch", bedauert er. Die Nachfrage bleibe noch aus.

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August 12, 2020 at 11:00AM
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